Der Denker

„Vornüber gebeugt sitzt ein Mann, das Kinn auf dem Arm gestützt. Sein Blick ist nach innen gerichtet. Schwere Gedanken scheinen auf ihm zu lasten. Dass er harte Arbeit gewohnt sein muss, kann man an seinem athletischen Körper sehen: Überdeutlich sin die Muskeln herausgearbeitet. Der Mann steht unter Spannung. Und dennoch verharrt er in ruhender, abwartender Position. Angestrengt denkt er nach.“ (Zitat aus Bildatlas Kunst S.118, Klett Verlag)

Das 1880 bis 1882, 72 cm hohe aus Bronze entstandene Original des Denkers, welches fein patiniert (= durch natürliche Alterung entstandene Oberfläche) und poliert ist, ist heute im Besitz des Musée Rodin in Paris. Eine Kopie steht am Grab des Künstlers in Meudon. Der Denker ist eines der Hauptwerke von Auguste Rodin. Durch die lange Beschäftigungszeit an der Plastik, geriet er in eine Existenzkrise.

Rodin war ein Wegbereiter der modernen Plastik. Bis Rodin bestand eine Skulptur lediglich aus ihrer ihrer Außenhaut, er zeigte in seinen Skulpturen aus Bronze und Marmor menschliche Leidenschaften.

„Der Denker“ ist das Symbol der menschlichen Vernunft und Schöpfungskaft.

Das Modell für die Plastik war der muskulöse französische Boxer Jean Baud, jedoch war er kein Intellektueller und auch kein Denker. Die Plastik sollte den genialen Schöpfer der göttlichen Komödie, Dante Alighieri, darstellen.

Im Jahr 1902 wurde die Plastik auf eine Lebensgröße von 181cm vergrößert. Es gibt mehr als 20 Bronze- und Gipsabgüsse der Skulptur in Monumentalversionen (= Vergrößerung) und Originalgröße in der ganzen Welt.

Der Mund der Skulptur wird durch die Hand verdeckt, auch die Augen kann man kaum erkennen, da sie so tief verschattet in ihren Höhlen liegen. Die Oberfläche der Plastik ist nicht glatt, welches ein Merkmal von Rodin’s Arbeiten ist, dadurch entsteht ein Gefühl für das enorme Gewicht des Materials. Auch insgesamt liegt die Schwere über der Figur, denn alles an der Plastik strebt nach unten (sinkt herab). Der Kopf und der Oberkörper sind nach vorne gesackt und die linke Hand hängt herab. Dem Betrachter kommt es so vor, dass der Kopf ohne den Halt der Hand herunterfallen würde.

Der Ausdruck auf dem Gesicht wirkt verträumt, er ist versunken in seinen Gedanken und so konzentriert auf das Denken, dass er von seiner Umwelt nichts mitbekommt.

Der Denker ist Teil von Rodins Haupt- und Lebenswerk dem „Höllentor“. Rodin erhielt den Auftrag vom französischen Staat ein Bronzeportal für das neue Musée des de Art Décoratifs in Paris zu entwerfen. Die Arbeit an diesem Werk dauerte 37 Jahre, bis kurz vor seinem Tod. Der Entwurf des Höllentors gelangte nie zur ursprünglich geplanten Ausführung. Viele Plastik wurden aus dem Höllentor isoliert und zu eigenständigen Kunstwerken erklärt, der bekannteste ist „Der Denker“. Das Höllentor stellt Szenen aus dem Inferno aus der “ Göttlichen Komödie“ nach.

Folgendes Video soll zeigen, in wie weit „Der Denker“ mit Rodin’s weiteren Werken bzw. seinen Vorstellungen über das Leben der Liebe verknüpft ist.

von Nils Schönewolf und Nele Haupt

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